Im Gespräch über globale Strategie und Standortentwicklung: Burkhard Eling (li.) und Peter Deutschbauer von Dachser.
In einer Branche, die sich von geopolitischen Spannungen, Fachkräftemangel und regulatorischen Hürden zunehmend herausgefordert sieht, will Dachser mehr sein als ein reaktiver Dienstleister. Das Familienunternehmen setzt auf strategische Weitsicht und verknüpft Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Netzwerkintegration zu einem belastbaren Zukunftsmodell. „Natürlich leben wir gerade in sehr unsicheren Zeiten“, sagt Burkhard Eling, CEO von Dachser. „Aber genau darin liegt auch die Chance, sich als zuverlässiger Partner zu positionieren.“ Lieferketten verlagern sich, die Anforderungen steigen – und Dachser will seine Kunden nicht nur begleiten, sondern auch aktiv unterstützen.
Global Network schaffen
Ein zentrales strategisches Ziel ist die stärkere Verzahnung von Luft- und Seefracht mit dem bestehenden europäischen Landverkehrsnetz – also die sogenannte Netzwerkintegration. In Österreich sei dieser Prozess schon im Gange, erzählt Peter Deutschbauer, Geschäftsführer von Dachser Austria Air & Sea Logistics: „Die aktuell zwei separat agierenden Unternehmen, also Road und Air & Sea, werden zu einem verschmolzen“, so Deutschbauer. Das schaffe Synergien. Am Standort in Himberg sind die zwei Divisionen bereits unter dem selben Dach.
Während viele Wettbewerber auf externe Dienstleister setzen, verfolgt Dachser konsequent den Ausbau eigener Strukturen. Ein Beispiel ist die neue Container Freight Station in Rotterdam, mit der Dachser mehr Kontrolle über den Transportfluss erhält. „Wir wollen ein echtes Global Network schaffen“, erklärt Eling. „Und dazu gehört, dass wir unseren Kunden nicht nur Transporte verkaufen, sondern sie in unsere Prozesse einbinden – mit verlässlicher IT, mit Daten, mit Transparenz.“
Total digital
Tatsächlich gilt Dachser als Vorreiter in der Digitalisierung. Anders als viele Logistikunternehmen entwickelt der Konzern seine Software selbst, mit einem Team von rund 700 internen IT-Fachleuten. Diese Systeme ermöglichen eine einheitliche Datennutzung über alle Geschäftsbereiche hinweg – von der Straße über das Lager bis hin zu Luft- und Seefracht. „Unsere Kunden können Sendungen nicht nur tracken, sondern auch Angebote einholen und direkt mit uns kommunizieren – mit der Dachser Plattform über eine integrierte Oberfläche in Echtzeit“, sagt Deutschbauer.
Neben Technologie spielt das Thema Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle in der Unternehmensstrategie – auch wenn es aus politischen Gründen zunehmend unter Druck gerät. „Natürlich merken wir, dass es schwieriger wird: Die Strompreise steigen, der CO₂-Preis ist eine Belastung, und viele Kunden haben andere Sorgen“, räumt Eling ein. Trotzdem bleibe das Thema präsent. Dachser sieht sich hier als Impulsgeber: vollelektrische Lkw mit bis zu 500 Kilometern Reichweite sind bereits im Testeinsatz, weitere Fahrzeuge sollen folgen.
Eling fordert von der Politik jedoch deutlich mehr Unterstützung. „Wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen – bei der Maut, bei den Strompreisen, bei der Ladeinfrastruktur. Sonst funktioniert die Transformation nicht.“ Nachhaltigkeit sei kein reines Marketinginstrument, sondern ein langfristiges Bekenntnis – und koste entsprechend Investitionen.
Für die Zukunft setzt Dachser auf organisches Wachstum. Gerade in Nordamerika und Südostasien sieht Eling großes Potenzial. Der Konzern schließt auch Akquisitionen nicht aus, sofern sie zur Unternehmenskultur passen. Klar ist für ihn: „Die Logistikbranche konsolidiert sich weiter. Wer Themen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit ernst nimmt, braucht eine gewisse Größe – sonst wird es schwierig, mit globalen Entwicklungen Schritt zu halten.“