Intermodal von der Kaikante bis zum Kunden unterwegs

18.10.2018 | Allgemein

Metrans hat es in nur wenigen Jahren geschafft, sich zu einem großen Player auf dem österreichischen (und internationalen) Markt hochzuarbeiten. Peter Kiss, CEO von Metrans, erzählt im Interview mit Verkehr, welche Pläne das Unternehmen hat und welche Strategien es verfolgt.

Seit 2012 ist Metrans in Öster­reich präsent. In dieser Zeit hat sich die Firma, das Eisenbahnverkehrsunternehmen, Inter­modal ­Operateur, und Termi­nalbetreiber in einem ist, zu einer fixen Größe auf dem heimischen Transportmarkt ent­wickelt. "Wir fahren derzeit 30 Züge pro Woche zwischen Österreich und den wichtigen europäischen Häfen", betont Robert Groiss, Business Deve­lopment­ Manager bei der Metrans Gruppe mit Sitz in Krems an der Donau.

Neue Zugverbindungen
Neu im Angebot sind neben den drei Mal die Woche verkeh­renden Exportzügen von Linz nach Koper nun auch drei wöchentliche Importzüge von den Nordhäfen Hamburg und Bremerhaven nach Linz. Metrans hat sehr früh den Vor­teil von Dreiecksverkehren zwi­schen osteuropäischen Ter­minals und Österreich erkannt und ist zum Schluss gekom­men: Die Länder in Osteuropa sind importlastig und Österreich ist exportlastig. Das bedeutet, dass Reedereien und Spediteure Metrans beanspruchen, um Leercontainer von den osteuro­päischen Terminals zu den österreichischen Exportkunden zu bringen. "Wir betreiben 14 Terminals in ganz Europa und auf allen diesen Terminals unterhalten wir Leercontainer­ Depots sowie Reparaturwerk­stätten für Container", erklärt Peter Kiss, CEO von Metrans ge­genüber Verkehr. Fünf von die­sen 14 Terminals fungieren zu­ dem als Hubs, nämlich jene in Prag, Česká Třebová, Dunajská Streda, Budapest und Poznan. Hub bedeutet, dass von hier aus kaireine Züge mit mariti­men und kontinentalen Contai­nern und Wechselaufbauten in die Häfen gefahren werden. Dunajská Streda und Česká Třebová sind drei Mal wöchent­lich mit dem Terminal Krems in beiden Richtungen verbunden. Auf dieser Relation endet die Umfuhr von leeren und vollen Containern statt. Groiss: "Die Leercontainertransporte zu al­len Terminals Österreichs sind für die Reeder sehr wichtig". Nicht nur Reeder sind Kunden von Metrans, sondern natürlich auch Spediteure, und das ge­rade in Österreich, wo der Spe­ditionsmarkt im Vergleich zu anderen Ländern viel stärker ausgeprägt ist.

\”Wir fahren derzeit 30 Züge pro Woche zwischen Österreich und den wichtigen europäischen Häfen“, betont Robert Groiss, Business Development ­Manager bei der Metrans Gruppe.

Eigener Fuhrpark
Metrans betreibt nicht nur eigene Terminals, sondern ver­fügt auch über einen Fuhrpark von mehr als 70 Lokomotiven und mehr als 2.500 eigenen Waggons, mit denen die Fracht zwischen dem Hinterland und den Häfen (sowie in umgekehr­ter Richtung) befördert wird. Kiss: "Wir fahren unsere Züge ausschließlich mit eigenem Equipment und fertigen wö­chentlich schon mehr als 500 Züge in ganz Europa ab." Allein schon fast 30 Züge fahren unter der Regie von Metrans vom polnisch/weißrussischen Grenzübergang Małaszewicze zu verschiedenen Destinatio­nen in Europa. Dieser Grenz­bahnhof, der derzeit nicht ge­rade sehr durchlässig ist, weil hier Infrastrukturausbauten im großen Still stattfinden, ist wichtiger Einfüllstutzen für Fracht aus Fernost bzw. China nach Europa. Hier mündet die von China forcierte "Neue Seidenstraße" in Europa ein. Kiss rechnet damit, dass in den nächsten Jahren auch das China-­Bahngeschäft weiter zu­nehmen wird. Der Anteil der Ladung, die per Bahn aus Fern­ost nach Europa und umgekehrt rollt, ist im Vergleich zum See­weg noch klein. Er macht nur bis zwei Prozent des gesamten Frachtaufkommens zwischen Fernost und Europa aus. 

One-Stop-Shop
Groiss ist seit April dieses Jah­res in seiner jetzigen Funktion und kümmert sich von Krems aus um die Entwicklung der Metrans­-Geschäfte. Der Ver­kauf für Österreich wird von Miloš Mervart (Direktor Custo­mer Relations) und seinem Team in Dunajská Streda durchgeführt. Mervart ist darü­ber hinaus für die Vertriebssteuerung in den Ländern Slo­wakei, Ungarn, Italien und Slowenien zuständig. Von Prag aus, wo Metrans seinen Haupt­sitz hat, werden die Länder Tschechien, Deutschland und Polen verkaufsseitig betreut und die sieben wöchentlichen Züge von Salzburg zu den Nordhäfen (und umgekehrt) organisiert. Das hat sich his­torisch entwickelt, zumal Metrans 1991 in Prag als Inter­modalgesellschaft von der da­maligen Čechofracht heraus gegründet wurde. Heute agiert Metrans als One­-Stop-­Shop, in dem der gesamte Intermodal­-Transport von der Kaikante bis zum Haus des Empfängers bzw. vom Absender im Hinter­land zu den Häfen eingekauft werden kann. Dazu gehört auch natürlich die Zollabwick­lung und das Trucking der Ladung auf der Straße, das Metrans von externen Vertrags­partnern durchführen lässt, wie Groiss anmerkt. Dieses Ge­schäftsmodell bewährt sich. Metrans gehört als 100­-Pro­zent-­Tochter der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) zu den führenden Intermodal­-Akteuren im Hinterland. Kiss: "Wir haben 2017 mit rund 1.850 Mitarbeitern einen Umsatz von mehr als 350 Millionen Euro er­wirtschaftet und sind mit der Geschäftsentwicklung in die­sem Jahr zufrieden." Das Ziel ist es, weiter zu wachsen, so­ wohl volumen­- als auch umsatzseitig. Das europaweite Netz, der One-­Stop-­Shop und die von den Kunden immer wieder bestätigte hohe Pünkt­lichkeit der Züge gehören zu den Assets von Metrans.

Diese Story erschien ursprünglich in Ausgabe VK 42/2018.

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