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„Warum fahren Sie mit der Bahn?“

Im Rahmen des EU-Projekts USEmobility wird untersucht, warum Menschen auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umsteigen.

„Understanding Social behaviour for Eco-friendly multimodal mobility“,  so lautet der volle Titel des EU-Projektes USEmobility, hinter dem sich die zentrale Frage verbirgt, warum Menschen auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umsteigen. Umfragen in zehn ausgewählten Regionen in fünf europäischen Ländern, darunter auch Österreich, sollen Aufschluss darüber geben. Die Bürger, die bereits auf Bus und Bahn umgestiegen sind, werden nun gefragt, warum sie sich dazu entschieden haben. Was hat sie ganz konkret dazu bewegt, ihr Verkehrsverhalten zu ändern? Daraus folgt: Wie müssen politische Rahmenbedingungen aussehen, um ein umweltfreundlicheres Mobilitätsverhalten zu fördern? Das Projekt wird von der deutschen „Allianz pro Schiene“ koordiniert.

In die Befragung einbezogen werden drei verschiedene Gruppen von Verkehrsteilnehmern: Bürger, die in der jüngeren Vergangenheit ihre Verkehrsmittelwahl verändert haben, weg von der einseitigen Auto-Mobilität hin zu sogenannten multimodalen Transportketten, in denen mehrere Verkehrsmittel und insbesondere der öffentliche Verkehr genutzt werden. Berücksichtigt werden aber auch solche Bürger, die den Anteil von öffentlichen Verkehrsmitteln an ihrem persönlichen Mobilitäts-Mix erhöht haben. Drittens werden auch Bürger befragt, die den multimodalen Transportketten vor Kurzem den Rücken gekehrt haben.
Gegenstand der Untersuchung ist die Mobilität im regionalen Bereich. Der Grund: Hier spielt sich nicht nur für die meisten Menschen der Großteil der Mobilität ab, sondern der regionale Verkehr bietet auch die meisten Möglichkeiten für einen Verkehrsmittel-Mix. Werden multimodale Transportketten genutzt, bildet in der Regel der Schienenverkehr das Rückgrat des Verkehrssystems.

Was beeinflusst die Wahl des Verkehrsmittels?

Das Projekt USEmobility untersucht, welchen Einfluss verschiedene Faktoren auf die Wahl des Verkehrsmittels haben. Dabei spielen „harte“, also strukturelle und technologische, Faktoren ebenso eine Rolle wie die „weichen“ Faktoren Wahrnehmung, unbewusste Einstellungen, Image des Verkehrsmittels etc. Dazu kommen sozioökonomische und soziodemografische Aspekte sowie das Umweltbewusstsein. Auf der Basis der Befragungsergebnisse wird das Projektkonsortium eine Reihe von Maßnahmen vorschlagen, die einen Wechsel zum multimodalen Verkehrsverhalten mittel- und langfristig befördern. USEmobility wird zukünftige Szenarien für eine umweltfreundliche Mobilität entwickeln und mit Politik und Verkehrsunternehmen diskutieren, unter intensiver Mitwirkung von europäischen Fahrgastorganisationen.

Österreicher sind multimodal unterwegs

In Österreich hat jeder zweite Beschäftigte während der vergangenen fünf Jahre seine Verkehrsmittelwahl geändert. „Die Österreicher haben kein starres Mobilitätsverhalten mehr, die Bereitschaft für Änderungen ist größer als bisher angenommen wurde“, erklärt Markus Gansterer, Verkehrsexperte beim Verkehrsclub Österreich (VCÖ), der in diesem EU-Projekt involviert ist. Für die Hälfte derjenigen, die ihr Mobilitätsverhalten geändert haben, waren private Gründe ausschlaggebend. Zwei Drittel der Österreicher nutzen öffentliche Verkehrsmittel zumindest gelegentlich, um zur Arbeit zu kommen, und Freizeitziele werden sogar zu 70 Prozent zumindest gelegentlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht. Die drei Hauptgründe für die stärkere Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sind die bessere Erreichbarkeit von Haltestellen und Bahnhöfen, häufigere Verbindungen sowie geringere Kosten. Als Gründe gegen das Autofahren werden am häufigsten die höheren Kosten und Parkplatzprobleme genannt.

74 % kombinieren verschiedene Verkehrsmittel

Die Befragung im Rahmen von USEmobility zeige auch, so Gansterer, dass Menschen schneller auf den öffentlichen Verkehr umsteigen, wenn die Benzinpreise steigen und kostenlose Parkplätze abgeschafft werden. Im Vergleich zu anderen Ländern seien die Österreicher sehr multimodal mobil. 74 Prozent kombinieren verschiedene Verkehrsmittel auf ihren Alltagswegen. Nur in Deutschland sind es mehr, nämlich 76 Prozent. Weniger flexibel sind offenbar die Niederländer, wo nur 56 Prozent der Menschen verschiedene Verkehrsmittel kombinieren. Eine Forderung des VCÖ: Die Schnittstellen zwischen den einzelnen Verkehrsmitteln müssten besser werden, etwa durch Einführung einer elektronischen Mobility-Card, womit alle öffentlichen Verkehrsmittel und auch City-Bikes und Car-Sharing-Pkw benützt werden können.

Autor: Josef Müller


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