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„Skandinavier suchen sich nur die Besten aus, denen sie vertrauen“

Fotos: UnitCargo
Davor Sertic, der 2004 UnitCargo gründete und sich auf Verkehre aus und nach Skandinavien spezialisierte (auf dem Foto unten sieht man einen UnitCargo-Lkw in Schweden), spricht gerne über die Güterverlagerung, klagt aber, dass diese für KMU kaum stemmbar ist, und fordert die Politik zum Handeln auf.
Fotos: UnitCargo

Vor 18 Jahren begann Davor Sertic mit seinem Unternehmen UnitCargo Komplettladungen von und nach Skandinavien zu organisieren. Im Interview mit Verkehr spricht er über das Spannende an der Region, aber auch über die Güterverlagerung.

Verkehr: 2004 ­haben Sie Ihr Unternehmen UnitCargo gegründet, und zwar mit dem Schwerpunkt auf Lkw-Komplett- und Teilladungen innerhalb des Korridors Skandinavien und Südosteuropa. Warum ausgerechnet Skandinavien im hohen Norden Europas? Was macht diese Region für Sie so spannend?
Davor Sertic:
Die „Spannung“ entstand eigentlich weniger durch die Region, also den hohen Norden, an sich, sondern spannend machte die Geschäftsbeziehungen viel mehr die Mentalität der skandinavischen Kunden – traditionell sind Skandinavier nämlich sehr vorsichtig und suchen sich gezielt die besten Unternehmen aus, denen sie vertrauen. Und hier bedurfte es wirklich eines langen Atems, um dieses Vertrauen aufzubauen.

Wir sind aber von ­Anfang an in die Supply Chains unserer Kunden eingebunden worden und hatten sehr viele Zulieferer ­unserer Kunden aus der Stahl­industrie in Skandinavien. Die Zahl der Transporte hat sich über diese fast zwei Jahrzehnte hinweg sehr positiv entwickelt. Es ist nämlich so, dass wir aktuell 200-300 Lkw-Komplettladungen pro Woche von und nach Skandinavien abwickeln.

Sie achten immer auf einen ­optimierten Mix an Produkten, die Sie transportieren. Was transportieren Sie aus den Ländern Skandinaviens?
Sertic:
Keine Möbel, die man dann selbst zusammenbauen muss, wie viele Menschen vielleicht glauben (lacht). Man muss eigentlich mit dem Vorurteil aufräumen, dass nur Möbel in Skandinavien produziert werden. In dieser Region werden zwar die Möbel und Dekorationsartikel designt, produziert wird aber in vielen unterschiedlichen Ländern Südosteuropas und Asiens. Aber zurück zur Frage: Wir transportieren eigentlich großteils Stahl, Zellstoff und Papier für Kunden im Rest Europas.

Vor wenigen Monaten haben Sie den ersten Trailer mit ­Helrom auf die Schiene geschickt, mittlerweile machen Sie das regelmäßig. Was können Sie über diese Erfahrung berichten?
Sertic:
Das Umladesystem des deutschen Anbieters Helrom ­ermöglicht ein ebenerdiges Be- und Entladen von Güterzügen ohne Kran. Über seitlich ausfahrbare Laderampen können Lkw ihre Aufleger auffahren. Das Beladen ist unaufwändiger und kann an mehreren Standorten geschehen. Das bietet die Chnace zur Güterverlagerung auf die Schien.

Man darf diese Transportform aber nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn die Vor- und Nachläufe auf der Straße müssen sehr genau disponiert werden, damit die Vorteile dieses Transportkonzepts zum Tragen kommen.

Schicken Sie Ihre Aufleger auch in Richtung Skandinavien?
Sertic:
Nein, wir haben uns im ersten Schritt hauptsächlich auf Transporte von Südosteuropa nach Deutschland und Benelux konzentriert, um hier paarige Transporte und Mengen aufzubauen. Hier überbrücken wir Strecken von bis zu 1.500 Kilometern auf der Bahn.

Ist diese Form des Transports für KMU sinnvoll?
Sertic:
Absolut! Der Einstieg für KMU ist aber sehr schwer, da es keine einheitlichen Plattformen und auch keine EU-Vorgaben gibt, die diesen Schritt unterstützen würden.

Wie kann man das ändern?
Sertic:
In einem ersten Schritt würden transparente Plattformen, auf denen alle Player der Branche einsichtbar sind, helfen, damit Interessierte einen Überblick der Anbieter haben; zudem müssen die Prozesse hinter der Verlagerung Unternehmen verständlich erklärt werden. Es braucht auch Förderungen, die den Einstieg ermöglichen, denn oft scheitert die Verlagerung aus ökonomischen Gründen.

Vielen Dank für das Gespräch!


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