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Schifffahrt wird grün

Die Hochseeschifffahrt entdeckt Green Logistics und setzt auf Innovationen beim Antrieb. Gas, Segel und Sonnenkraft sollen Schiffe künftig über die Meere bewegen.

Die Norweger zeigen es seit vielen Jahren vor: Seit dem Jahr 2000 werden dort Fähren eingesetzt, deren Motoren mit verflüssigtem Erdgas (LNG) angetrieben werden. Der norwegische Staat fördert und fordert den Einsatz des umweltfreundlichen Treibstoffs LNG (Liquefied Natural Gas) systematisch.

Die Fjordfähren-Betreiber bekommen ihre Fahrgenehmigungen nur, wenn sie Schiffe mit LNG-Antrieb einsetzen.Das "Pionierschiff" trägt den Namen "Glutra" und gehört der Fährreederei Fjord 1 MRF AS. Die 95 Meter lange Doppelend-Fähre kann in ihren Spezialtanks rund 32.000 Liter LNG aufnehmen.
Pierre Sames, Leiter Strategische Forschung bei der Schiffsklassifizierungsgesellschaft Germanischer Lloyd (GL) in Hamburg, ist davon überzeugt, dass LNG in der kommerziellen Frachtschifffahrt in den nächsten Jahren in größerem Stil als alternativer Schiffstreibstoff zu Schweröl oder Diesel zum Einsatz kommt.

Strenge Auflagen

Ein wesentlicher Grund liegt für Sames in den immer strengeren Umweltschutzauflagen für die Schifffahrt. So muss der Schwefelanteil im Schiffstreibstoff bis 2015 nachhaltig gesenkt werden, was unter anderem eine deutliche Verteuerung des Treibstoffs nach sich ziehen wird. Zudem wird sich die Weltschifffahrt auch auf eine wie auch immer geartete Klimaschutzabgabe einzustellen haben. Das Grundprinzip könnte - positiv formuliert - lauten: Wer sauber fährt, bezahlt weniger, und umgekehrt.

Da die LNG-Technik bereits zur Verfügung steht, besteht die große Herausforderung im Aufbau einer weltweiten, flächendeckenden LNG-Versorgungsinfrastruktur. Die Kosten für die Entwicklung eines solchen Netzes gehen in die Milliarden Euro.
Für die Reedereien ist es von entscheidender Bedeutung, dass sie eine Versorgungssicherheit haben. Für den schwedischen Hafen Göteborg beginnt das LNG-Zeitalter für die Schifffahrt voraussichtlich ab 2013. Bis dahin will der örtliche Energieanbieter Göteborg Energi einen eigenen LNG-Terminal errichten. Die Investitionen belaufen sich auf rund 50 Millionen Euro. Der Terminal wird stadtnah gebaut.

Auch die Schiffbau- und Schiffszulieferindustrie befasst sich bereits intensiv mit dem Thema LNG als Antrieb, das zeigten die Vorträge der entsprechenden Experten wie zum Beispiel von MAN (Motorenhersteller) oder der FSG-Werft aus Flensburg. So entstehen derzeit an den Reißbrettern Entwürfe für LNG-angetriebene Container-Feederschiffe mit einer Kapazität bis zu 1.200 TEU.

NYK profiliert sich als Grün-Pionier

Die japanische Reederei NYK zeigt der Welt bereits, wohin die Reise künftig bei alternativen Schiffsantrieben geht, und hat den Prototyp eines Superschiffs entwickelt, das mit Segeln, Wasserstoffzellen und Solarzellen Frachten über die Meere bewegen soll. Das "NYK Super Eco Ship 2030" strotzt nur so vor Energieeffizienz: Angetrieben wird das 8.000-TEU-Vollcontainerschiff mit Wasserstoffzellen, Segeln und Solarenergie. Wie das auf dem Schiff aussehen kann, ist auf dem Bild zu sehen. Gibt es genug Wind, kann dessen Energie mit einer Segelfläche von 4.000 m2 genutzt werden. Gibt es genug Sonne, wird die Sonnenenergie mit Hilfe von Solarmodulen, verteilt auf einer Fläche von 31.000 m2, genutzt.

Container mit Solarzellen zudecken

Dabei werden die Container mit den Solarzellen überdeckt, um so ausreichend Aufnahmefläche für die Sonneneinwirkung zu haben. Wenn beide natürlichen Energielieferanten einmal nicht vorhanden sind, wird das Schiff mit Energie aus Wasserstoffzellen angetrieben.

Die Nutzung alternativer Energie in der Containerschifffahrt wird bei der Reederei NYK als Lösung gesehen, Leistung und Energieeffizienz unter einen Hut zu bringen. Ob solche Schiffe ab 2030 auf den Weltmeeren unterwegs sein werden, ist fraglich. Es sei kein Witz, es sei kein Spiel und es sei auch nicht nur ein Traum, solche Schiffe zu bauen und zu betreiben, verlautet seitens NYK.

Autor: Josef Müller


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