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Regionalflughäfen: Härtere Zeiten für die Kleinen

2010 war für die meisten österreichischen Airports ein gutes Jahr, 2011 hingegen ziemlich durchwachsen. Ein Blick auf den aktuellen Stand bei den Regionalflughäfen.

Linz: Infrastruktur stärken

Air Berlin hat mit Ende Oktober ihre Berlin-Flüge eingestellt. Lufthansa hatte schon zuvor angekündigt, die Verbindungen nach Frankfurt über Weihnachten für zwei Wochen auszusetzen. Ryanair nach London hat zuletzt kräftig gewackelt, konnte dann aber doch noch zumindest für den Winter gehalten werden. Dazu kommt, dass Niki vor ein paar Monaten damit begonnen hat, wegen der Flugsteuer das Bundesländerangebot zusammenzustreichen. Daher sind die Charterflüge nach Wien verlegt worden. Grund genug für einen Krisengipfel, den Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer einberufen hat (Land OÖ und Stadt Linz sind die Eigentümer des Flughafens). 

Bis März 2013 sollen Kerngeschäft und Marketing neu aufgestellt sowie offene Fragen punkto Infrastruktur geklärt werden. „Wir wollen die Kräfte bündeln, um damit besser auf die veränderten Rahmenbedingungen in der Luftfahrt reagieren zu können und schlagkräftiger zu werden“, sagt dazu Flughafen-Geschäftsführer Gerhard Kunesch. Von Jänner bis September hat Linz mit rund 524.000 Fluggästen ein Minus von fast vier Prozent verzeichnet. Dabei haben die klassischen Netzwerkverbindungen zugelegt, Low Cost ist hingegen zurückgegangen. Das Frachtgeschäft ist ebenfalls im Minus, und zwar mit elf Prozent. Das relativiert sich aber insofern, als 2011 mit 47.000 Tonnen ein absolutes Rekordjahr war (2010 und 2011 zusammen plus 40 Prozent!). „Heuer sind allerdings die Tonnagen, die wir in Eigenregie abfertigen, um 13 Prozent gestiegen. Zudem verzeichnen wir derzeit eine leichte Erholung der Nachfrage“, zeigt sich Kunesch zuversichtlich, dass das aktuelle Minus noch knapp halbiert werden kann.

Gemischte Gefühle in Graz

Graz hatte mit Ryanair weniger Glück, die Londonverbindung ist im Winter eingestellt worden. Dadurch wird sich das aktuelle Minus bei den Passagieren von knapp unter zwei Prozent noch erhöhen. Ohne auch hier auf die genauen Zahlen einzugehen, wird von der Luftfracht ebenfalls ein Minus berichtet, und zwar in der Höhe von acht Prozent. Prognosen für das Gesamtjahr will man in Graz keine abgeben. Erfreuliche Meldungen gab es in letzter Zeit aber dann doch. Ab Jänner bedient InterSky zwei Mal täglich Graz–Zürich sowie täglich Graz–Mailand/Bergamo.

Ab Friedrichshafen entsteht eine Tagesrandverbindung nach Graz. Und Anfang Mai stockt Air Berlin die Verbindungen in die deutsche Bundeshauptstadt auf. Geflogen wird dann von Montag bis Freitag und am Sonntag, was einer Frequenzaufstockung von 20 Prozent entspricht. Bei den Infrastrukturprojekten sind Ausbau und Sanierung der Rollwege abgeschlossen. Drei Stück sorgen jetzt für einen optimierten Rollverkehr, verbunden mit geringeren Verzögerungen am Boden und in der Luft sowie reduzierten Lärm- und Schadstoffemissionen. 

Salzburg: Aller guten Dinge sind drei

Salzburg hat von Jänner bis September 1,36 Millionen Passagiere abgefertigt. Das entspricht einem Rückgang von 1,6 Prozent. „Der Winter ist für Salzburg aber das Zünglein an der Waage“, sagt Flughafen-Pressesprecher Alexander Klaus. Er ist daher zuversichtlich, dass die Entwicklung noch ins Plus dreht. Bei der Fracht beträgt das Minus fast 18 Prozent auf 5.851 Tonnen. Was auf alle Fälle positiv ist: Salzburg wird von Mitgliedern aller drei großen Flugallianzen angeflogen. Mit Star Alliance, Skyteam und oneworld gibt es Anbindung an große europäische Drehscheiben.

Außerdem gibt es im Winter drei neue Strecken: Warschau und Danzig mit Eurolot und Reykjavik mit Wow Air.  Und British Airways hat seine Frequenzen nach London um zwei (Do, Sa) auf sieben erhöht. Von British Airways ist der Flughafen Salzburg außerdem schon zum zweiten Mal in Folge als „Best Performing Shorthaul Station“ ausgezeichnet worden. Was Salzburg zusätzlich stärkt: Ab 20. Dezember gibt es fünf wöchentliche Flüge mit Transavia nach Amsterdam, die dank Codeshare-Abkommen mit KLM gute Anschlüsse an das weltweite Streckennetz der „fliegenden Holländer“ bieten.

Innsbruck mit starker Fracht

Über British Airways und Trans-avia freut man sich auch in Innsbruck. Hier haben die Engländer die Londonflüge ebenfalls aufgestockt. Mit Transavia/KLM geht es in Tirol schon ab 7. Dezember hinaus in die weite Welt. Getrübt wird diese Freude durch das Minus von 8,3 Prozent bei den Passagieren in den ersten drei Quartalen. Verantwortlich dafür ist vor allem der Wegfall der Niki-Flüge nach Wien sowie der Welcome-Air-Verbindungen nach Graz und Hannover. „Außerdem endeten einige Wintercharterketten aufgrund der frühen Lage der Osterfeiertage im Vergleich zum Vorjahr relativ früh“, ergänzt Flugplatzbetriebsleiter Marco Pernetta. Er rechnet, dass heuer 920.000 bis 930.000 Passagiere abgefertigt werden. Das sind um sieben Prozent weniger als im Vorjahr.

Die Fracht entwickelt sich hingegen unglaublich stark: Mit dem Ersatzverkehr per Lkw sind heuer um 28 Prozent mehr umgeschlagen worden. Grund dafür sind neue Airline-Kunden aus dem Nahen, Fernen Osten und Südafrika. Wegen der Streckenstreichungen ist die geflogene Fracht hingegen um 29 Prozent zurückgegangen. Nachdem sie aber bei Weitem nicht die Bedeutung des Luftfracht-Ersatzverkehrs hat, bleibt unterm Strich immer noch ein sattes Plus von 20 Prozent.

Klagenfurt: Trübe Aussichten

Klagenfurt ist und bleibt das Sorgenkind der heimischen Flughäfen. Vor der nächsten Aufsichtsratssitzung will man zwar keine aktuellen Zahlen bekannt geben, was man aber so zur Jahresmitte gehört hat, klingt schlecht. Das Onlineportal Austrian Wings hat berichtet, dass von Jänner bis Juni nicht einmal 146.000 Passagiere abgefertigt worden sein sollen, was einem Rückgang von mehr als 22 Prozent entspricht. 

Ganz offiziell sind dagegen die Gründe dafür: der Rückzug von Air Berlin, Air Dolomiti (die für Lufthansa geflogen ist) und die Einstellung der Strecke nach Frankfurt-Hahn durch Ryanair. Ryanair hat allerdings die Flüge nach London-Stansted aufgestockt. Im Winter geht es vier statt drei Mal nach England, der zusätzliche Flug findet sonntags statt. Positiv ist aber auch zu sehen, dass die Condor diesen Winter ebenfalls wieder Skitouristen von Berlin (2x wöchentlich) und Hamburg (4x wöchentlich) nach Kärnten bringt. Seit einiger Zeit wird aber fleißig an einer Neupositionierung des Flughafens gearbeitet (Verkehr hat berichtet). Im Rahmen von Workshops mit Vertretern aus Wirtschaft und Tourismus feilt man an Details zur Umsetzung. Punkto Infrastruktur soll im Herbst der Eisenbahnanschluss an das Logistikzentrum fertig sein. 

Autor: Johannes Stuhlpfarrer


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