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Logistikpartner für E-Business

E-Fulfillment ist ein Thema, an das sich offenbar noch nicht viele Logistikdienstleister rantrauen. Verkehr präsentiert nachfolgend ein paar Spezialisten auf diesem Gebiet.

Roman Leydolf hat 1999 begonnen, maßgeschneiderte Fulfillmentleistungen, wenn gewünscht samt Webshop, anzubieten und die Systemlogistik Distribution GmbH gegründet. Seit Mai 2012 gehört das Unternehmen zu 100 Prozent der Österreichischen Post AG, die damit ihre Strategie „One-Stop-Shop-Logistikdienstleistungen“ anzubieten, umgesetzt hat. Von der Anlieferung im Lager über die Kommissionierung, die Verpackung inklusive Value Added Services bis zur österreichweiten Zustellung und Retourenlogistik deckt die Österreichische Post AG somit den gesamten Prozess für seine E-Fulfillment-Kunden ab.

Aktuell gäbe es, so Leydolf, zahlreiche konkrete Anfragen für diese Gesamtleistung und es wurden erste gemeinsame Projekte gestartet. Größere Projekte seien gerade in der Verhandlungsphase. Ein derartiges Dienstleistungsangebot sei eben sehr speziell und benötige daher eine entsprechend lange Vorbereitungsdauer. Leydolf beschreibt den derzeitigen Eingliederungsprozess in den Post-Konzern folgendermaßen: „Wir sind nun mit der Systemlogistik auf einen großen ‚Flugzeugträger‘ aufgestiegen, der natürlich nicht so beweglich ist wie ein kleines Unternehmen, aber wenn sich dieser einmal bewegt, dann werden kleinere ‚Boote‘ höchstwahrscheinlich ausweichen müssen.“

Eine Einschätzung, wie sich dieser Markt in den nächsten Jahren wirklich entwickeln wird, will  Leydolf nicht abgeben. „Weil sich die Frage stellt: Was genau ist der Markt eigentlich?“ Abgrenzen ließe sich dieser lediglich  zur Kontraktlogistik, und hier vor allem durch kleinere Komissioniereinheiten und Sendungsgrößen. Leydolf spricht von einer „Endverbraucher-Größenordnung“. Jedoch soll das nicht heißen, dass es dabei nur um Logistik geht, die beim Konsumenten endet, die Systemlogistik beliefert auch zahlreiche B2B-Kunden. „Wir sind der klassische ‚Feinlogistiker‘ mit sehr hohem Qualitätsanspruch“, so Leydolf.

Lagerlösungen für Kleingebinde

Er selbst sieht gemeinsam mit der Post großes Potenzial bei der Vermarktung, weil vor allem Lagerlogistiklösungen meist regional vergeben würden und die Präsenz der Post in Österreich einzigartig sei. „Speziell Produkteinführungen im Distanzhandel können wir sehr gut begleiten, vom Webshop-Bauen über die Lagerung bis hin zur Konfektionierung und Auslieferung samt der gesamten erforderlichen Datenkommunikation zwischen Webshop, Warenwirtschaft und Lagerverwaltung.“

Auf die Frage, in welchem Kontext er nun die von der Post angebotenen Transportlösungen für seine Projekte sieht, antwortet Leydolf: „Natürlich können wir das Angebot der Muttergesellschaft intensiv nutzen und maßgeschneiderte Gesamtlösungen anbieten, aber wichtig ist vor allem: Egal, um welches Projekt es sich handelt, es geht vordergründig immer um die drei Argumente Laufzeit, Zustellqualität und Kosten.“ Bei speziellen Transportlösungen können daher auch andere Frachtführer ausgewählt werden.

E-Business als Motor für das Paketbusiness

Gerald Gregori ist bei der Österreichischen Post AG in der Division Paket & Logistik seit letztem Jahr für den Bereich Logistik Services verantwortlich, zu der auch die Systemlogistik gehört. Damit ist er auch zuständig für die Umsetzung der Strategie, mit „Paketfabriken“ weiteres Volumen für das Netzwerk der Post zu generieren. „2012 wurden von der Post knapp 65 Millionen Pakete befördert. Und dieser Markt soll weiter wachsen, weil viele Handelsfirmen den Online-Vertrieb als wesentliches Element ihrer Absatzstrategie entdecken und diesen Bereich stark forcieren würden. Demnach sei aktuell nach den ersten Versuchen Ende der Neunziger Jahre nun eine zweite Online-Welle zu verzeichnen, ‚E-Logistics 2.0‘ sozusagen.“, so Gregori.

„Fulfillment Solutions“, wie die Post diesen Bereich nennt, sei eine perfekte vertikale Ergänzung der angebotenen Dienstleistungen im Paketbereich. Denn nun kann ein Gesamtkonzept geboten werden, das von der Webshopgestaltung über die gesamte IT bis zum Lager und zur Distribution alles inkludiert.

E-Commerce-Unternehmen zugekauft

Mit aus diesem Grund hat der steirische Logistikdienstleister JCL vor ein paar Jahren ein E-Commerce-Unternehmen zugekauft. Aktuell beschäftigen sich nun bei JCL eCommerce rund 60 Leute mit dem Thema E-Fulfillment und IT. Geschäftsführer Andreas Pesenhofer erklärt, welche Herausforderungen bei E-Fulfillment-Lösungen zu meistern sind: „Vor allem geht es hier neben umfassendem Logistik- und Fulfillment-Know-how um IT-Kompetenz, wir haben eine Software-Plattform entwickelt, die alle Schnittstellen bedienen kann und wo alle Daten in Echtzeit abgefragt werden können.“

Die Lagerverwaltung sei daran genauso angebunden wie ERP-Systeme, Prognosetools, SAP bis hin zu Online-Bezahlsystemen. Auf einer zentralen Plattform müssten alle Artikeldaten, Kundendaten und Auftragsdaten verfügbar sein und diese Daten sollen so aufbereitet sein, dass jeder damit etwas anfangen kann. Die Basis für erfolgreiche Transaktionen liege in einem konsequent durchdachten Auftragsmanagement. „Wir sehen uns als Full-Service-E-Commerce-Dienstleister,“ so Pesenhofer. Bei der Logistik arbeite man eng mit den Experten der JCL-Group zusammen. Er ergänzt, dass ein Lager, das für E-Commerce genutzt wird, andere Anforderungen habe, etwa kleinere Einheiten. Die wesentlichen Aufgaben der JCL-Software-Lösung sind Daten aufbereiten und diese weiterverwerten. Über die Plattform von JCL können alle Systeme und Daten verknüpft werden, damit alle Auftragsinformationen zentral verfügbar sind. Von unterschiedlichen Kundenvertriebskanälen (Multichannel) und „Front-Ends“ über Subsysteme externer Partner bis hin zu den Kunden „Back-End-Systemen“. Somit können etwa Retourenlieferungen mit Absatzzahlen in Verbindung gebracht werde.

Pesenhofer spricht von sehr unterschiedlichen Vorlaufzeiten, bis es zu einer Implementierung kommt. Diese würde dann rund ein halbes Jahr benötigen.
Er beruft sich bei der Einschätzung für die weitere Entwicklung seines Geschäfts auf eine Studie vom EHI Retail Institut (Köln) mit einem durchschnittlichen Markt-Wachstum pro Jahr von 10 Prozent im E-Business. Bei JCL eCommerce verzeichnete man laut Pesenhofer 2012 ein Wachstum von rund 25 Prozent nach Sendungszahlen. Für 2013 geht er von über 10 Prozent aus. „Wir sehen uns als Outsourcing-Partner, und die Geschäftsentwicklung hängt maßgeblich davon ab, wie stark unsere Kunden auf dieses Thema setzen.“

Logistik für Multi-Channel-Retailing

Auch Logwin setzt auf das Thema E-Commerce und Multichannel. „Eine einfache Plattform ist von einer komplexen Webshop-Lösung meilenweit entfernt“, erklärt Thomas Lauber Director eFulfillment bei Logwin.Denn es gilt, viele Informationen miteinander zu verbinden. So komplex wie der Shop sei auch die Pflege der Daten. Der Hersteller beschreibt das Produkt, der Händler bestimmt den Verkaufspreis, der Logistikdienstleister berechnet den Versandpreis.

„Damit sich der Shop in einem stimmigen Gesamtbild präsentieren kann, sind im Hintergrund eine Reihe von Kontrollmechanismen und Berechtigungskonzepte notwendig.“ Logwin hat dafür zwei Systeme zur Verfügung, das Product Information Management (PIM) erlaubt eine detaillierte Beschreibung aller Artikel verschiedenster Ausführungen in allen Sprachen, das Media Asset Management (MAM) unterstützt bei der Verwaltung von Fotos, Grafiken und Videos. Ein Administrator kontrolliert den gesamten Shop. Die Aufträge werden automatisch an die Logistiksoftware von Logwin übermittelt, dann wird die Ware komissioniert und an Filialen oder an den Konsumenten versendet.

Bei Onlineshops für den Endkunden übernimmt Logwin auf Wunsch die komplette Auftragsabwicklung. Und jeder Schritt entlang der gesamten Supply Chain kann für den Kunden transparent dargestellt werden. Und werden die Daten richtig genutzt und verwertet, so lässt sich vieles für den Kunden optimieren: Einkauf, Lagerbestand, Lieferqualität im Endeffekt die Kosten für die gesamte Logistik, und das, ohne auf die nötige Flexibilität verzichten zu müssen.

Autor: Johannes Tomsich


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