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Jahreszahlen vom Hafen Antwerpen-Brügge

Vor kurzem zog der Port of Antwerp-Bruges Bilanz über das vergangene Jahr.
Bilder: Port of Antwerp-Bruges
Bilder: Port of Antwerp-Bruges

2023 war für den Hafen Antwerpen-Brügge ein Jahr voller Herausforderungen. Geopolitische Spannungen und eine Verlangsamung des weltweiten Wirtschaftswachstums führten zu einem Rückgang der Industrieproduktion und der Handelsströme. Dies wirkte sich auf den gesamten Güterumschlag aus, der im Jahr 2023 271 Millionen Tonnen Fracht erreichte, was einem Rückgang von 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Durch die Fusion steigt der Marktanteil im Containersegment trotz des schwierigen Umfelds im Vergleich zu den anderen Häfen im Bereich Hamburg-Le Havre. Um die strategische Rolle des Hafens als Welthafen auch in Zukunft zu sichern, bleibt nachhaltiges Wachstum eine Priorität. Für die nächsten zehn Jahre ist ein umfangreiches Investitionsprogramm geplant.

Das schwache weltweite Wirtschaftswachstum und die geringere Nachfrage nach Rohstoffen wirken sich auf die weltweite Nachfrage nach Containertransporten aus. Der Hafen Antwerpen-Brügge verzeichnete im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang des Containerumschlags um 5,9 Prozent Tonnen und um 7,2 Prozent in TEU. Im Gegensatz dazu stieg der Marktanteil des Hafens Antwerpen-Brügge im Bereich Hamburg-Le Havre im Jahr 2023 um 0,6 Prozent auf 30,2 Prozent.

Flüssiges Massengut
Der Umschlag von flüssigem Massengut ging 2023 um 2,1 Prozent zurück. Der Kraftstoffumschlag hat aufgrund des starken Wachstums von Diesel und Kerosin zugenommen, während Benzin und Heizöl rückläufig waren. Der Umschlag von Naphtha ist aufgrund der geringeren Nachfrage der Industrie rückläufig, während der Umschlag von LPG stabil geblieben ist. Der Chemiesektor steht in ganz Europa wegen hoher Energie-, Rohstoff- und Lohnkosten und der geringeren Nachfrage unter Druck. Dies führte zu einem Rückgang des Umschlags von Chemikalien um 8,1 Prozent. Der Umschlag von Biokraftstoffen ging ebenfalls zurück, und auch der Umschlag von LNG blieb unter dem Niveau des Vorjahres, als während Energiekrise so viel wie möglich angeliefert wurde.

Stückgut
Das Durchsatzvolumen von konventionellem Stückgut hat sich nach einer starken Erholung nach dem Covid-19-Programm zwischen Frühjahr 2021 und September 2022 auf das Niveau vor dem Covid-19-Programm normalisiert. Im Vergleich zu 2022 ist der Gesamtumschlag um 18,8 Prozent gesunken. Aufgrund des Rückgangs der europäischen Stahlproduktion und der geringeren Nachfrage ging der Umschlag von Stahl, der wichtigsten Produktgruppe im konventionellen Stückgutverkehr, um 16,9 Prozent zurück, wobei sich die Exporte (-15,5 Prozent) besser hielten als die Importe (-17,9 Prozent).

RoRo
Der gesamte Roll-on/Roll-off-Verkehr verzeichnete einen leichten Rückgang von 2,1 Prozent. Aufgrund des gestiegenen Absatzes von Neufahrzeugen hat der Umschlag von Transportmaterial (Stückzahl) zugenommen. Im Jahr 2023 wurden 3,56 Millionen Neuwagen umgeschlagen, was einem Zuwachs von 9,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der Umschlag von unbegleiteter Ladung (ohne Container) auf RoRo-Schiffen ist ebenfalls leicht zurückgegangen (1,5 Prozent). Mehr als die Hälfte dieses Verkehrs betrifft das Vereinigte Königreich und ist rückläufig (-4,9 Prozent), während der Verkehr nach Irland stark zunimmt (+17,9 Prozent) und der Skandinavien-Verkehr stabil bleibt.

Trockenmasse
Das Segment Trockenmassengut ist im Vergleich zum Vorjahr um 13,9 Prozent zurückgegangen. Die Nachfrage nach Kohle, die im Jahr 2022 aufgrund der Energiekrise hoch war, ist seitdem stark zurückgegangen. Auch Düngemittel, die bereits im letzten Jahr unter anderem aufgrund der Sanktionen gegen Russland und der gestiegenen Düngemittelpreise rückläufig waren, verzeichneten einen weiteren Rückgang.

Seeschiffe
In den ersten neun Monaten liefen 20.156 Seeschiffe den Hafen von Antwerpen-Brügge an, was einem Rückgang um 4,2% entspricht. Die Gesamtbruttotonnage dieser Schiffe stieg um 2,6% auf 657 Millionen BT.

Investitionsprogramm
Als Welthafen und Tor zu und von Europa ist der Hafen Antwerpen-Brügge ein entscheidendes Glied in der internationalen Logistikkette. Nachhaltiges Wachstum ist daher von zentraler Bedeutung, und zwar nicht nur durch die Gewinnung von Investoren, sondern auch durch eigene Investitionen. Für die nächsten zehn Jahre plant der Hafen daher ein Investitionsprogramm im Wert von 2,9 Milliarden Euro, unter anderem für neue Infrastrukturen wie eine Kaimauer für das Europa-Terminal, ein neues Koordinationszentrum und Restflächen am linken Ufer.

Energiewende
Sowohl bei der Energieversorgung als auch bei der Energiewende will der Hafen auch in Zukunft eine Vorreiterrolle spielen. So fördert der Hafen Antwerpen-Brügge mit der Umsetzung des Projekts Warmtenet Antwerpen Noord aktiv eine Kreislaufwirtschaft. Die erste Wärmelieferung wird bald erfolgen, und die weitere Entwicklung des NextGen District ist für dieses Jahr geplant.
Um den erheblichen Bedarf an erneuerbarer Energie zu decken, setzt der Hafen nicht nur auf lokale Solar- und Windenergie, sondern engagiert sich auch stark für den Import von grüner Energie. Wasserstoff ist dabei ein Schlüsselelement, das als Energieträger, Rohstoff für die Industrie und Kraftstoff für die Schifffahrt dient. In diesem Jahr wird der Hafen erstmals Wasserstoff und Wasserstoffträger wie Methanol bunkern.

Grüner Hafen
Im Rahmen der Ökologisierung der Flotte des Hafens Antwerpen-Brügge werden zwei bahnbrechende Schiffe eingeführt: der Methatug, der erste methanolbetriebene Schlepper der Welt, und ein elektrischer RSD, eine Premiere für Europa. Darüber hinaus wird die Landstromversorgung weiter ausgebaut, wobei die Arbeiten an der Landstromanlage für das Kreuzfahrtterminal in Zeebrugge noch in diesem Jahr beginnen. Schließlich arbeitet der Hafen mit der Industrie an der CO2-Reduzierung durch CO2-Abscheidung. Die Arbeiten am CCS-Terminal werden voraussichtlich noch in diesem Jahr beginnen, nachdem die Investitionsentscheidung in Kürze gefallen ist.

Klare Strategie
Jacques Vandermeiren, CEO des Hafens Antwerpen-Brügge: „Wir haben bereits vor einiger Zeit erkannt, dass 2023 kein Spitzenjahr sein würde. Als Hafen stehen wir ja im Zentrum wirtschaftlicher und geopolitischer Herausforderungen. Aber mit einer starken Strategie, der Fusion und einer Effizienzsteigerung haben wir uns rechtzeitig organisiert und gewinnen sogar Marktanteile im Bereich Hamburg-Le Havre. Vor allem in unruhigen Gewässern ist es wichtig, dass wir unseren Strategieplan als Kompass nutzen, um zielgerichtet in die richtige Richtung segeln zu können. Und das werden wir 2024 fortsetzen. Damit wir für Investoren attraktiv bleiben und auch in Zukunft unsere strategische Vorreiterrolle spielen können. Rechtssicherheit ist dabei entscheidend. Wir erwarten daher von der Regierung klare und praktikable Rahmenbedingungen für Genehmigungen und korrekte Bedingungen, um weiterhin als Unternehmen tätig zu sein und Investitionen als Top-Plattform anzuziehen.“

Arbeitskräfte gesucht
Annick De Ridder, Hafenrätin der Stadt Antwerpen und Vorsitzende des Verwaltungsrats des Hafens Antwerpen-Brügge: „Unser Hafen ist der wirtschaftliche Motor Flanderns. Trotz großer Herausforderungen im vergangenen Jahr hat sich dieser Motor gut gehalten, weil alle Arbeitnehmer und Unternehmen ihr Bestes gegeben haben. Und dafür möchte ich ihnen nochmals herzlich danken. Der Hafen bietet bereits 73.000 direkte Arbeitsplätze. Um den Motor am Laufen zu halten, benötigen wir allerdings noch mehr Arbeitskräfte. Verbreiten Sie also die Botschaft, denn ein Arbeitsplatz im Hafen ist anders. Hier wird die Zukunft gestaltet und Unternehmen investieren in eine nachhaltige Zukunft. Darüber hinaus bleibt nachhaltiges Wachstum, einschließlich ECA und NSZ als Schlüsselprojekte, eine Priorität, um unsere Position als Welthafen auch in Zukunft zu sichern.“

Wirtschaft – Mensch – Klimaschutz
Dirk De fauw, Bürgermeister der Stadt Brügge und stellvertretender Vorsitzender des Hafens Antwerpen-Brügge: „Wir sind jetzt seit über anderthalb Jahren ein Hafen. Der Mehrwert zeigt sich deutlich, vor allem in Anbetracht der derzeitigen schwierigen Rahmenbedingungen. Dadurch können wir das Containeraufkommen auf beide Plattformen verteilen und uns international als Hafen stärker profilieren. Als Fusionshafen tragen wir gemeinsam mit der Industrie auch wesentlich zur Energiewende bei und streben bis zum Jahr 2050 einen klimaneutralen Hafen an. Dabei legen wir nicht nur Wert auf Wirtschaft und Klima, sondern auch auf Mensch und Umwelt. Wir sind ein Hafen von Menschen und für Menschen und wir sind uns der Auswirkungen unserer Aktivitäten auf die Umgebung und die Anwohnerschaft bewusst. Deshalb setzen wir uns auch weiterhin für die Qualität unserer Umwelt ein“.


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