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Hapag Lloyd in ruhigem Fahrwasser

Die Reederei hat 2011 wieder mehr Wasser unter den Kiel ihrer Schiffe bekommen. Die hohen Bunkerkosten machten zu schaffen, doch jetzt heben die Frachtraten wieder ab.

Die deutsche Traditionsreederei Hapag Lloyd hat das vergangene Jahr nach den Worten von Vorstandschef Michael Behrendt „im Branchenvergleich exzellent gemeistert“. Die Reederei mit ihren rund 200 Schiffen auf allen Weltmeeren habe nicht nur als einzige große Linienreederei alle vier Quartale mit einem operativ positiven Ergebnis abgeschlossen, sondern auch als einziger Marktteilnehmer das zweite Halbjahr nach Zinsen und Steuern positiv bewältigt, kommentierte der Reederei-Boss die Bilanz 2011. Auf den Schiffen mit einer Gesamtkapazität von 680.000 TEU wurden im Vorjahr 5,2 Mio. TEU befördert und ein Umsatz von sechs Mrd. Euro eingefahren. Das war ein Plus von fünf Prozent gegenüber dem Jahr 2010.

Frachtraten ziehen an

Wieder mehr Wasser unterm Kiel verspricht das Ende des bislang ruinösen Preiskampfs unter den großen Playern wie beispielsweise Maersk, MSC und Hapag Lloyd und anderen mehr. Die Frachtraten ziehen nämlich an. Hapag Lloyd hatte den Anfang gemacht und per Anfang März eine Erhöhung um 750 US-Dollar pro TEU im Asien-Europa-Trade angekündigt. Gleich am nächsten Jahr ging Mitbewerber Maersk Lines mit einer Erhöhung von 775 US-Dollar auf den Markt, gefolgt von MSC mit ebenfalls 775 US-Dollar im gleichen Fahrtgebiet. 

„Es ist eine Tatsache, dass der Preiskampf zu Ende ist“, sagt ein Hapag-Lloyd-Sprecher gegenüber dem Verkehr. Doch bei den angekündigten Erhöhungen wird es nicht bleiben. Hapag Lloyd hat mit Wirkung per Anfang April den Preis um weitere 412 US-Dollar pro TEU im Asien-Europa-Verkehr erhöht und Anfang Mai kommen weitere 400 US-Dollar für Container von Fernost nach Europa hinzu, so der Sprecher auf Nachfrage des Verkehr. 

Tatsache ist auch, dass es von Asien nach Europa derzeit mehr Ladung gibt als in der umgekehrten Richtung. Asien exportiert auch deutlich mehr Waren in die USA, als Güter von dort nach Fernost kommen, so die aktuelle Entwicklung in der globalen Wirtschaft. „Wir sehen zum ersten Mal einen deutlichen Trend nach oben“, so Behrendt vor Journalisten in Hamburg. Allerdings belasten die hohen Treibstoffkosten die Bilanz auch in diesem Jahr. 

Schwieriges Jahr 2011

Im abgelaufenen Jahr hatte ein heftiger Preiskampf zwischen den beiden führenden Containerriesen Maersk und MSC der gesamten Branche zugesetzt und die Frachtraten purzeln lassen. Bei Hapag Lloyd, weltweit Nummer vier, sanken die Transportpreise im Schnitt auf allen Routen um rund zwei Prozent auf 1.532 US-Dollar. Der Umsatz schrumpfte um 100 Millionen auf sechs Mrd. Euro. Die hohen Treibstoffkosten sorgten dafür, dass Hapag Lloyd mit 29 Mio. Euro in die roten Zahlen fuhr – 2010 standen noch 428 Mio. Euro als Gewinn in den Büchern. Damit schnitt Hapag Lloyd 2011 besser ab als viele Mitbewerber, die wegen des Preiskampfs dreistellige Verluste einfuhren.

Der gestiegene Ölpreis habe zu Jahresbeginn 2012 das saisonal ohnehin schwache Geschäft zusätzlich belastet, so Behrendt. Die Bunkerkosten sind im Vorjahr um 34 Prozent gegenüber 2010 gestiegen. Lagen die Kosten dafür 2010 noch bei 453 US-Dollar pro Tonne, so waren es 2011 schon 605 US-Dollar pro Tonne. Derzeit liegen sie bei 700 US-Dollar pro Tonne. Damit scheint die Schmerzgrenze noch nicht erreicht zu sein. Aus Kreisen der Erdölfirmen verlautet, dass die Ölpreise weiter steigen würden, weil vorhandene Ölquellen versiegten und die Erschließung neuer Quellen enorme Kosten verursache, die sich wiederum auf den Ölpreis niederschlügen. Allein eine einzige Bohrung im Offshore-Bereich koste einen Euro-Betrag im dreistelligen Millionen-Bereich, so ein Sprecher der norwegischen Ölgesellschaft Statoil.

Da die Preiserhöhungen erst am Ende der durchschnittlich sechswöchigen Fahrten der Schiffe zwischen Asien und Europa verbucht werden, rechnet die Reederei frühestens im zweiten Quartal mit den Einnahmen. Für das dritte Quartal stellte Behrendt ein „auskömmliches“ Geschäft in Aussicht. Das Geld wird in der Containerbranche zwischen Juli und Ende Oktober verdient, wenn die großen Handelskonzerne Ware für das wichtige Weihnachtsgeschäft beziehen. 

Alle Schiffe unter deutscher Flagge

Um Sprit zu sparen, setzt Hapag Lloyd Maßnahmen im operativen Bereich. Das Unternehmen hat im Februar dieses Jahres nach eigenen Angaben als erste Reederei weltweit die gesamte Flotte unter eigenem Management nach dem neuen Energy Efficiency Design Index (EEDI) der IMO einstufen lassen. Die unabhängige Zertifizierung wurde vom Germanischen Lloyd durchgeführt und zeigt, dass viele Schiffe der Hapag-Lloyd-Flotte einen zwischen rund 20 und bis zu 27 Prozent niedrigeren EEDI-Wert erreichen als der Durchschnitt der weltweit fahrenden Flotte in der jeweiligen Größenklasse. Das bedeutet, dass die Schiffe deutlich weniger CO2 ausstoßen als die fahrende Weltflotte. 

Der Energy Efficiency Design Index (EEDI) wird nach einer festen Formel ermittelt und zeigt die CO2-Emissionen eines Frachtschiffes in Gramm pro transportierter Tonne und gefahrener Seemeile. Der EEDI wurde von der International Maritime Organization (IMO), dem Schifffahrtsorgan der Vereinten Nationen, entwickelt, um einen weltweit einheitlichen Vergleichsindex für die Energieeffizienz und Umweltfreundlichkeit von Frachtschiffen (Container, Bulker, Tanker u.a.) zu etablieren. 

Wie bei Autos, Haushaltsgeräten oder Glühbirnen soll so erreicht werden, dass sich Energie- und CO2-sparende Schiffe besser am Markt durchsetzen. Der EEDI wird ab 2013 Vorschrift für Schiffsneubauten, die dann auch eine von der IMO festgelegte Mindesteffizienz erfüllen müssen. Dieser EEDI-Grenzwert für Neubauten soll in Zukunft schrittweise sinken. 

Hapag Lloyd hatte bereits in der Vergangenheit viel in die Entwicklung und den Einsatz modernster Schiffstechnik investiert. Die „Vienna Express“ war beispielsweise 2010 das erste Schiff weltweit, das überhaupt ein EEDI-Zertifikat erhalten hat. Das 8.750-TEU-Schiff ist mit modernster Technik, Steuerungselektronik und -software ausgestattet, was zu 25 Prozent weniger CO2-Ausstoß im Vergleich zum Durchschnitt der Weltcontainerflotte dieser Größe führt. 

„Durch die freiwillige EEDI-Zertifizierung unserer existierenden Flotte haben wir den CO2-Ausstoß unserer Schiffe von unabhängiger Seite untersuchen lassen. Die Ergebnisse sind sehr erfreulich, die EEDI-Werte zeigen uns aber auch, an welchen Stellen wir noch besser werden können. Und das ist etwas, was wir immer wollen, wenn es um einen schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen geht“, so Behrendt.

Autor: Josef Müller


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