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Die Bahn hat Zukunft

Eine Studie belegt: Die ÖBB und Österreichs Bahnindustrie haben ökonomisches Gewicht und sichern den Wirtschaftsstandort Österreich.

Das Bahnsystem in Österreich beschäftigt 54.000 Menschen, erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 8,4 Mrd. Euro pro Jahr und generiert eine Wertschöpfung von 4,1 Mrd. Euro. Das sind die markanten Zahlen aus einer Studie, die Österreichs Industriellenvereinigung im Vorjahr in Auftrag gegeben hatte und deren Ergebnisse am Montag dieser Woche in Wien präsentiert wurden.

Mit der Studie wollte die Industriellenvereinigung empirisch belegen, welchen wichtigen Wirtschaftsfaktor das System Bahn in Österreich darstelle, betonte Peter Koren, Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung, in Gegenwart von Verkehrsministerin Doris Bures und ÖBB-Holding-Chef Christian Kern.

24.000 Arbeitsplätze

Mit der Studie wird der ökonomische Fußabdruck der ÖBB und der österreichischen Eisenbahnindustrie durchleuchtet - mit dem Ergebnis: Allein der Bahnausbau sichert bis zum Jahr 2020 24.000 Arbeitsplätze und Österreichs Eisenbahnindustrie glänzt durch ihre Innovationskraft und Exporttätigkeit. Für Koren ist die Bahnindustrie der "Hidden Champion" mit 8.100 Beschäftigten und einem Exportanteil von 71 Prozent. Die Unternehmen in dieser Branche glänzen weltweit unter den Top 5 beim Export von Schienenfahrzeugen und bahnaffinen Ausrüstungen.

Mit der Studie wolle man wegkommen von der laufenden Debatte um die Kosten und Schulden bei den ÖBB und hin zu einer Diskussion über die Leistungsfähigkeit der Bahn, betonte ÖBB-Chef Christian Kern. Die ÖBB seien Teil der österreichischen Industrie sowie einer der großen Auftraggeber an diese und profitierten zugleich von deren Innovationsfreudigkeit, so der Manager.

Die ÖBB sind für die heimische Bahnindustrie ein stabiler Heimmarkt und "wir sehen uns als unterstützende Agentur für die Bahnindustrie bei deren Exportaktivitäten", so Kern. Die ÖBB-Aufträge an die Industrie machen pro Jahr rund 16 Prozent aller an die Industrie ergangenen Aufträge aus, weitere 13 Prozent kommen ebenfalls aus dem Inland, liest man in der Studie. Die ÖBB bieten auch einen für die Industrie wichtigen Pilotmarkt, auf dem die von der Industrie entwickelten Produkte Exportkunden in aller Welt praktisch vorgeführt werden können.

Das verbessert den Informationsstand zur Leistungsfähigkeit und senkt gleichzeitig die Risiken für potenzielle Besteller. Die ÖBB-Aufträge an die heimische Industrie hatten 2011 ein Volumen von 460 Mio. Euro. Im Jahr 2008 beispielsweise verzeichneten Teile der Bahnindustrieunternehmen empfindliche Exportrückgänge. Dank der stabilen Inlandsnachfrage konnte der schwächelnde Export kompensiert werden, heißt es in der Studie auf Seite 27.

Investment für die Zukunft

Verkehrsministerin Doris Bures zeigte sich dankbar über diese Studie, weil sie einmal mehr zeige, wie verkehrspolitisch sinnvoll es sei, heute in den Bahnausbau und in die ÖBB zu investieren, damit morgen Österreich als Standort und künftige Generationen davon profitierten. Sie weist die immer wieder auftauchenden Vorwürfe, von den ÖBB-Investments würde primär die Bauindustrie profitieren, zurück und betont, dass beim Bahnausbau viele Aufträge an kleine und mittelgroße Firmen abfallen.

Nach den Worten der Ministerin werden die ÖBB-Investitionen im Zeitraum 2013 bis 2020 Bruttowertschöpfungseffekte von 13,6 Mrd. Euro bewirken. Auf jedes Jahr heruntergebrochen bedeutet das eine Wertschöpfung von 1,7 Mrd. Euro und einen Beitrag von 0,6 Prozent zum österreichischen Bruttoinlandsprodukt (BIP). Die gesamte Eisenbahnindustrie bringt es auf einen BIP-Beitrag von 1,4 Prozent. Die Investments haben ihren Preis: In diesem Jahr werden die ÖBB-Schulden auf 21,6 Mrd. Euro anwachsen. Denen stehen allerdings Aktiva von 23 Mrd. Euro gegenüber. Finanziert wird das System - soweit es die ÖBB betrifft - über Geldbeschaffung auf dem freien Kapitalmarkt. Die Republik steht hinter den ÖBB als Kreditnehmer und garantiert für eine solide Bonität.

Höchste Erfinderquote

In der Studie sei erstmals das System Bahn in seiner ganzen volkswirtschaftlichen Breite unter die Lupe genommen worden, erklärte Christian Helmenstein, Autor der Studie und Leiter des Economica Instituts.

Der Weltmarktanteil Österreichs im Export von Schienenfahrzeugen und bahnbezogener Ausrüstung beläuft sich aktuell auf 6,5 Prozent, das entspricht in absoluten Zahlen dem fünften Platz hinter Deutschland und den USA. Bei der Innovationsleistung glänzt Österreich im Spitzenfeld: Bei der Forschungs- und Entwicklungsaktivität liegt die heimische Bahnindustrie an der Spitze der EU-Länder. Helmenstein: "Österreichs Bahnindustrie ist Patentweltmeister." Das deshalb, weil Österreich die höchste Erfinderquote pro Kopf aufweist. Binnen einer Dekade wurden 1.170 Patente angemeldet, bei deren Entwicklung 771 Erfinder involviert waren.

Autor: Josef Müller


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